Ticker :

Der Verwaltungsrat im Spannungsfeld von Politik, Regulierung und Unternehmertum

Am 20. Juni 2018 fand die Jahresversammlung des SwissBoardForum (ehemals sivg) in Bern statt. Herr Erich Ettlin hielt das Keynote Referat mit dem Titel der „Verwaltungsrat im Spannungsfeld von Politik, Regulierung und Unternehmertum“

Das Spannungsumfeld des VR

Das Spannungsumfeld des VR

Erich Ettlin ist Schweizer Politiker (CVP) und seit 2015 im Ständerat für den Kanton Obwalden. Bei der Vorstellung wurde gesagt, dass man manche Politiker nach zehn Jahren nicht vermissen werde, aber das zu auf keinen Fall Herr Ettlin gehöre. Betriebsökonom Ettlin ist Steuerexperte und Wirtschaftsprüfer; normalerweise hat man schon bei einer der beiden genannten Prüfungstätigkeiten die Nase als Arbeitnehmer voll, aber Herr Ettlin hat beides durchgestanden. Seit 2002 ist er Mitarbeiter der BDO AG und seit 2010 Partner und Mitglied der Geschäftsleitung. Er sitzt in verschiedenen Verwaltungsräten.

 

Herr Ettlin beginnt damit, dass Politik ein Teil des Umfeldes von Verwaltungsräten ist; sie zu ignorieren wäre ein großer Fehler. Er ist an sich ein typischer Wirtschaftsmann, aber direkt nach Eintritt wurde er als typischer Politiker abgestempelt. „Typisch Politiker und sitzt auch noch in Verwaltungsräten.“ Es ist einerseits der Ruf nach mehr Unternehmern in der Politik da, aber wenn man dann genau das macht, ist es wohl auch nicht recht. Es gibt keine internationalen Gesellschaften, die keinen Bezug zur Politik und zu Staaten haben. Zudem haben große Gremien wie bspw. die OECD, UNO, G20 oder G7 die Führung übernommen. „Viele Dokumente kommen gerade aus diesen Küchen und nicht aus der Schweizer Küche.“ Wie groß der Einfluss der Politik, ist zeigen Beispiele wie das BEPS (Country-by-Country-Reporting), der aktuelle Handelskrieg durch Import-Zölle oder Sanktionen wie gegen den Iran.

 

Die Politik reagiert zudem auf Strömungen in der Gesellschaft wie Umweltstandards, Geschlechterrichtquoten, Konzernverantwortung und Entschädigungsregeln für den Verwaltungsrat. Werden solche Dinge in der Gesellschaft thematisiert, werden sie auch irgendwann Thema in der Politik in Form von Gesetzen und Regulierungen. Das ist eine Maschinerie, die automatisch in Gang kommt, das Ganze ist ein Ökosystem. Bei manchen Gesetzen fragt sich Ettlin aber, was manchen Leuten so in den Kopf spielt… Und er ist sich sicher, dass bei einem neuen Jagdschutzgesetz am Ende „ein paar Steuern“ zu finden sind… worauf er als Steuerexperte immer achtet.

 

Der Einfluss der Politik auf die VR-Tätigkeit ist nicht nur auf der fachlichen Ebene durch Gesetzgebung und Regulation vorhanden, so Herr Ettlin, sondern weitet sich auf andere Ebenen aus. Auf der strategischen Ebene ist der VR für den Einfluss von politischen Strömungen und Entwicklungen auf die Geschäftsstrategie verantwortlich. Auf operativer Ebene erwarten den Verwaltungsrat Sanktionen und Zölle. Selbst auf emotionaler Ebene kann der Druck auf den Verwaltungsrat groß werden, wenn der Druck durch die Politik zu groß wird und gehandelt werden muss, indem man beispielsweise Bauernopfer bringt.

 

Zudem steht der VR in der Öffentlichkeit und dadurch auch unter hohem Druck. Wie der Rücktritt vom Vizepräsident der Schweizerischen Post, Adriano Vassalli, im Rahmen der Post-Bus Affäre zeigt. Solch einen Druck konnte er nicht mehr aushalten, irgendeiner in der Politik schreit immer nach Rücktritt. Politiker fordern weitere Konsequenzen. SP-Nationalrat Philip Hadorn wirft Post-VR-Präsident Schwaller vor, dass er nur die Jahre vor seiner Zeit als Post-Präsident geprüft hat. Es wird von der Öffentlichkeit daher verlangt, dass auch die Jahre 2016 und 2017 restlos geprüft werden.

 

Hinzu kommen noch die Regulierungen. Aber hat jedes Land die Regulierung, die es verdient? Die Schweiz hat gegenüber dem Ausland vielleicht sogar zu viel Regulierung. Das Risiko des Swiss Finish droht. „Wir machen uns haftbar für alles, was auf der Welt passiert.“ Regulierungen sind oft sinnvoll, aber sie führen auch dazu, dass man sich für alles und gegen jeden absichert. Verhindert das wiederum Unternehmertum und den VR als Unternehmer? Natürlich besteht genau die Gefahr, dass unternehmerisches Denken und Handeln „abgewürgt“ und durch Absicherungsmaßnahmen ersetzt wird. Die ständige Frage in den Sitzungen ist der Satz „Wurde das so protokolliert?“, so Erich Ettlin. Das Protokoll der letzten Sitzung hat stark an Bedeutung gewonnen und man muss ständig Berichte und Analysen einfordern.

 

Zusammenfassend schließt Herr Ettlin mit den Worten, dass ein Grundproblem die Asymmetrie der Informationen des Verwaltungsrates sind und immer bleiben wird. Man ist immer auf die Dokumente angewiesen, die von verschiedenen Stellen kommen, denen man dann einfach vertrauen muss. Deshalb muss der VR immer eine kritische Haltung zu den aktuellen Themen bewahren und sollte bei der Zusammensetzung des VR auf verschiedene Erfahrungen, Hintergünde und Ausbildungen der einzelnen Miglieder achten. Denn der Druck durch Politik und Regulierungen ist hoch, deswegen müssen jegliche Risiken, Abweichungen und Ungewöhnlichkeiten ernst genommen werden. Obwohl Herr Ettlin zwischendurch sagt, er hätte sehr lange geredet, war es ein sehr kurzweiliger Vortrag, der dem trockenen Thema genug Witz und Esprit gab. Danke an Herrn Ettlin für diese neuen Eindrücke.

 

Wir von Loomion sind der Meinung, dass elektronische Board Portale Informationsasymetrien zum Teil beseitigen können, denn Board Portale wie Loomion twelve machen Ihre Gremienkommunikation transparent, effizient und sicher – von überall.

 

#BoardMatters #Loomion_Kolumne #Loomion #Board_Portal #Virtual_DataRoom #CorpGov #papierlos #Boardroom #FreeYourBoard #Digitalisierung #Corporate #Governance #Compliance #CSR #Hauptversammlung #Aufsichtsrat #SecureDataRoom 

#FTAR18 #FTAR17

 

Am 7. November wird der Gründer vom Board Portal von Loomion, Markus Bosch, in einem Workshop über effektives und sicheres Meeting-Management im Rahmen der Fachtagung für Aufsichtsrätein Berlin referieren.