Fachtagung der Aufsichtsräte 2017: CODE OF CONDUCT
In der zweiten #Recap der „Fachtagung für Aufsichtsräte 2017“ in Berlin geht es um den sehr beeindruckenden Vortrag von Frau Dr. Christine Hohmann-Dennhardt. Der Vortrag „ Corporate Compliance – Die neue Verantwortung des Aufsichtsrats“ beinhaltete jedoch weit mehr als der Titel vermuten liess.
Christine Hohmann-Dennhardt stammt aus Leipzig und ist Juristin und ehemalige hessische Jusitz-Ministerin der SPD-Regierung unter Hans Eichel. Frau Hohmann-Dennhardt war von 1999 bis Januar 2011 Richterin des Bundesverfassungsgerichts, von 2011 bis 2015 Vorstandsmitglied der Daimler AG und von Januar 2016 bis Januar 2017 beim Volkswagen-Konzern als Vorstandsmitglied für das Resort neugeschaffene „Integrität und Recht“ zuständig. Ich war auch ohne persönliche Kenntnis der Vita von Frau Hohmann-Dennhardt sehr gespannt auf den Vortrag, da meine Alma Mater, die Universität Karlsruhe, direkt in das Gebäude des BGH mündet. Dessen Foyer ist kühl gestaltet und Bilder aller dort jemals beschäftigten Richter hängen wie die Schauspieler im Theater als Protagonisten an der Wand. Beeindruckend.
Frau Dennhardt fing ihren Vortrag ruhig und sehr überzeugend an, indem sie zunächst den Begriff „Compliance“ definierte. Compliance hat so viele Definitionen, Begrifflichkeiten und stimmige Übersetzungen. Sie nahm das Beispiel aus der Medizin. Hier bedeutet „Compliance“ das aktive Mitwirken eines Patienten an der Therapie. Krankheit erkannt... Patient MUSS mitmachen... ZUR Heilung.
Das ist nun in deutschen Unternehmen nicht immer der Fall. Der „EMEIA Fraud Survey 2017 für Deutschland“ zeigt sehr deutlich, dass Bestechung und Korruption Thema in deutschen Unternehmen sind. Dies hingegen sind jedoch unethische Verhaltensweisen. Hier geht es nicht um Compliance. „Aber alles mit Maß mit Ziel“ warf hierzu Frau Dr. Hohmann-Dennhardt ein. Das Budget ist allein schon irgendwann durch den Umsatz beschränkt: rein mathematisch gesehen durch die höchste obere Schranke: das Monopol. Aber er ist beschränkt. Trotzdem wollen natürlich die Unternehmen ihren Gewinn steigern. Und das kann dann nicht mehr auf „korrekte“ Weise erfolgen.
Als ich zum Thema „Unternehmensethik“ Vorlesungen hielt, zog ich den Glühweinstand auf dem Weihnachtsmarkt als Beispiel heran. Es ist eine kleine Box, Platz, Angestellte, Kunden und Schlange alles ist begrenzt, der VK fix, es sei denn, es passieren Preisabsprachen... In dieser Box, kann der Gewinn nur zu Lasten der Kunden erhöht werden: Schlechter Service, schlechter Glühwein, schlechte Hygiene.... also kein Compliance. Genau das war auch die Kernaussage von Frau Hohmann-Dennhardt und ist die Kernaufgabe eines jeden Unternehmers und im Gesetz verankert: Der ehrbare Kaufmann. Es gibt ihn oft in Verträgen und Beschlüssen: „Geschäfte machen wie ein ehrbarer Kaufmann“. Aber er ist nirgends definiert. Nun, die Geschäfte ordentlich nach besten Wissen und Gewissen regeln. Thomas Mann schrieb es in den Buddenbrocks: „Mein Sohn, sey mit Lust bey den Geschäften am Tage, aber mache nur solche, dass wir bey Nacht ruhig schlafen können.“
Es war eindrucksvoll. Der Ausdruck „Compliance“ bekam Leben, Seele, Geschichte und ein Gesicht. Frau Dennhardt schaffte es bei den Zuhörern, dass das Wort ganze Aussagen angeheftet bekam. Der Zuhörer war dabei und lauschte aufmerksam, jetzt ging es um den Kern ihres Vortrags. Der Code of Conduct. Die Compliance. Der Aufsichtsrat. Der Aufsichtsrat wird zur Verantwortung gezogen und muss aufpassen. Es ist ja nicht nur was man tut, sondern auch, was man tun lässt: investigieren...
Compliance ist eine der wichtigsten Aufgabe für Unternehmen. Wer es sehr sorgsam tut, der wird etwas finden. Wer nichts tut, der wird nichts finden, aber vielleicht wird irgendwann etwas aufgedeckt. Je strenger das Compliance, desto mehr Fehler - das ist klar. Das war ein Plädoyer! Unternehmen, die mit sich selber streng sind und viel aufdecken, bekommen das selbe Strafmaß wie „No Compliance“-Unternehmen. Das ist nicht fair und auch nicht korrekt. Der ehrbare Kaufmann (den es als Definition nicht gibt!) kümmert sich nun auch um Compliance und zeigt sich unter Umständen selbst an, während der Unehrenhafte weiter zieht... (zunächst) mit mehr Gewinn.
Dieser Vortrag begleitet mich. Ethik beginnt schon im Kleinen, so wie der ehrbare Kaufmann.
Wir von Loomion sind aber überzeugt, dass eine gemeinsame und transparente Kommunikationsbasis Compliance fördert. Lügen haben kurze Beine und ehrlich währt am längsten.
Danke! Frau Hohmann-Dennhardt! Es war ein unglaublich packender Vortrag, der auch bei den anderen Zuhörern sichtlich sehr gut ankam!
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